TALKING POINT auf IBI
Klima für den WandelUnser maritimer Sektor steht vor großen Veränderungen. Wie wird er in etwa 10 bis 20 Jahren aussehen?
Eines ist sicher - diese Zeit wird wie im Flug vergehen. Vielleicht werden steigende Temperaturen die Migration weg vom Äquator hin zu den Polen fördern.
Wird der Reiz des Mittelmeers nachlassen, wird das milde Nordeuropa der Ort werden, an dem man das Wasser genießen kann?
Die Betreiber von Yachthäfen werden dem folgen müssen. Die Suche nach alternativen Kraftstoffen ist in vollem Gange. Die Umstellung von Verbrennungsmotoren auf elektrische Antriebe wird auch die Betreiber von Yachthäfen zum Umdenken zwingen, denn die bisher übliche elektrische Versorgung in den Häfen wird nicht mehr ausreichen. Nicht nur die Boote, sondern auch die Autos der Bootsbesitzer müssen vor Ort aufgeladen werden.
Kann der Strom noch aus dem öffentlichen Netz bezogen werden? Oder wäre es nicht besser, auf eine eigene dezentrale Stromversorgung umzustellen? Durch kleine Windkraftanlagen, Brennstoffzellen und andere Technologien?
Zusätzliche Photovoltaikanlagen könnten auch Schatten für Parkplätze spenden. Die Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz ist vor allem in Gegenden der Welt von Vorteil, die unter regelmäßigen Stromausfällen leiden. Durch die Unabhängigkeit vom Markt dürfte die elektrische Selbstversorgung auch zu stabileren Preisen möglich sein. Der steigende Meeresspiegel wird dazu führen, dass schwimmende statt feste Anlegestellen gebaut werden. Der Schutz der Häfen wird eine Zunahme der Uferbebauung erfordern. Die Tankstellen in den Jachthäfen müssen erneuerbare Kraftstoffe, Wasserstoff oder Ammoniak sowie sehr schnelle Lademöglichkeiten für Batterien anbieten.
Welche Boote werden in den Häfen schwimmen?
Die Antriebssysteme der Motorboote werden, wenn nicht elektrisch, mit Verbrennungsmotoren ausgestattet sein, die erneuerbare Kraftstoffe verarbeiten können. Auch Wasserstoff- und Ammoniakantriebe werden zu finden sein. Die Leistung der Motoren wird im Durchschnitt geringer sein, ebenso wie die Höchstgeschwindigkeiten. Der Trend wird eher zu Verdrängungs- als zu Planungsschiffen gehen. Tragflächenboote werden immer häufiger anzutreffen sein, und wir werden eine Zunahme von Segelyachten erleben. Die Werften werden beim Bau von Booten und Yachten verstärkt auf erneuerbare Materialien zurückgreifen, da der Gesetzgeber ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den verwendeten Materialien und ihrer Entsorgung fordert. Segel werden nur noch aus recycelten Kunststoffen hergestellt.
Obwohl die Herstellung von Aluminium sehr energieintensiv ist, kann es fast unbegrenzt wiederverwendet werden. Könnte es also sein, dass mehr Aluminium im Bootsbau verwendet wird, mehr Leimholzkonstruktionen und Sperrholzkonstruktionen?
Die Uhr tickt - und es kann noch einige Zeit dauern, bis der Horizont klarer wird. Aber von hier aus sehen die Aussichten doch gar nicht so schlecht aus, oder?